RECHTSLAGE & GESCHICHTE
Der rechtliche Status psychedelischer Substanzen
Durch das Verbot jeglicher nicht lizenzierter/unautorisierter Anwendungen psychedelischer Substanzen, die in den 1970er-1980er Jahren als „kontrollierte Drogen“ bezeichnet wurden, wurde die Erforschung der wahrgenommenen Risiken und Vorteile des Konsums von psychedelischen Substanzen wie LSD, Psilocybin und MDMA (allgemein als „Ecstasy“ bekannt) extrem erschwert.
In den letzten Jahrzehnten hat die Forschung zur therapeutischen Anwendung dieser Medikamente jedoch eine Renaissance erlebt. Dieser langsame, aber stetige Prozess hat in einigen Ländern zu einer gewissen Liberalisierung der Drogengesetzgebungen geführt. So wurde der Besitz mancher Drogen entkriminalisiert und in einigen wenigen Fällen wurden bestimmte Aktivitäten, die früher strafbar waren, in größerem Umfang legalisiert.
Dieser Wandel wird als die psychedelische Renaissance bezeichnet. Zahlreiche Fachveröffentlichungen und klinische Studien haben weitere Evidenz für den Einsatz von Psychedelika geliefert, wenn sie in Verbindung mit Psychotherapie verabreicht werden. So wurde beispielsweise Spravato oder Esketamin, ein Derivat des Psychedelikums/Anästhetikums Ketamin, 2019 von der FDA (USA) für die Behandlung von Depressionen zugelassen und sollte in Verbindung mit Psychotherapie, anderen Antidepressiva oder beidem verabreicht werden. Viele angesehene Forscher*innen und klinikische Praktiker*inen sehen Psychedelika als vielversprechende therapeutische Hilfsmittel für psychische Erkrankungen wie Depressionen, PTBS und Suchterkrankungen wie Alkoholismus an.
Der Weg bis zur Legalisierung der psychedelisch unterstützten Therapie ist noch lang und es mangelt nicht an Hindernissen. Doch trotz zahlreicher Hürden schreitet die psychedelische Renaissance voran und hilft dabei, den Schmerz und das Leiden von Menschen auf der ganzen Welt zu lindern. Wir empfehlen nachdrücklich, bei der Diskussion über solche Verbote einen personenzentrierten Diskurs zu führen, denn durch eine rechtlich kohärente und menschenzentrierte Sprache können wir eine Tür zu einer regulatorischen Praxis öffnen, in der Forschung und medizinische Behandlung gedeihen können.
Europäische Union und Vereinigtes Königreich
Trotz der zahlreichen akademischen Einrichtungen, Unternehmen und Organisationen, die Evidenz für die Wirksamkeit psychedelischer Therapien bei der Behandlung psychischer Störungen liefern, sind sie nach wie vor als verbotene Substanzen („schedule 1“) eingestuft, für die es derzeit keine anerkannte medizinische Verwendung gebe und die ein hohes Missbrauchspotenzial aufwiesen. Die innerstaatliche Gesetzgebung enthält häufig die Möglichkeit von Ausnahmebestimmungen, die jedoch im Allgemeinen nicht angewendet werden, da man entschlossen ist, an der Stigmatisierung der Substanzen als „verbotene Drogen“ festzuhalten (anstelle eines verhältnismäßiges Regulierungsmodells, das auf der wissenschaftlichen Evidenz basiert).
Allerdings gibt es ein paar Ausnahmen. In den Niederlanden zum Beispiel sind Verkauf und Besitz psilocybinhaltiger Trüffel (der unterirdische Teil eines Pilzes) legal. Obwohl Psilocybin-Trüffel aktuell legal erhältlich sind, ist die Verwendung zu therapeutischen Zwecken oder im Rahmen eines Retreats nach wie vor illegal, wenn medizinische Heilversprechen aufgestellt werden. Außerdem wurden in Spanien und Portugal geringfügige Vergehen im Zusammenhang mit Drogen entkriminalisiert. Die therapeutische Verwendung einiger Psychedelika wurde in der Schweiz ebenfalls entkriminalisiert und die medizinische Verwendung bestimmter Psychedelika durch bestimmte lizensierte Ärzte im Rahmen einer Psychotherapie ist ebenfalls genehmigungsfähig.
Vereinigte Staaten
Psychedelika sind nach wie vor als Substanzen der strengsten Verbotsstufe („schedule 1“) eingestuft, mit Ausnahme einiger weniger Staaten, darunter Oregon, Colorado und Washington DC, die den Besitz entkriminalisiert, aber nicht alle Aktivitäten mit den genannten Psychedelika legalisiert haben. Die Entkriminalisierung (von Aktivitäten mit Drogen) erlaubt im Gegensatz zur Legalisierung (von Aktivitäten mit Drogen) nur den Besitz und den persönlichen Gebrauch kleiner Mengen der Substanz und schreibt ein Mindestalter vor. Klinische Studien zur MDMA-unterstützten Psychotherapie bei PTBS waren jedoch recht vielversprechend, was die FDA dazu veranlasste, die MDMA-unterstützte Psychotherapie 2017 als „bahnbrechende Therapie“ einzustufen. Im Dezember 2023 wurde ein Antrag auf ein neues Medikament für MDMA bei der FDA eingereicht, aber leider abgelehnt.
Kanada
Obwohl Psychedelika immer noch als ‚kontrollierte Drogen‘ eingestuft sind, erlaubt ein „Special Access Program“ Ärzten, sie in bestimmten Notfällen zu verabreichen. Zudem ist der persönliche Gebrauch und Besitz der psychedelischen Substanz 5-MeO-DMT erlaubt. Die kanadische Provinz Alberta war 2023 die erste, die den Zugang zur psychedelisch unterstützten Therapie zur Behandlung psychischer Erkrankungen regelte, allerdings nur für bestimmte akkreditierte Einrichtungen. Auch in British Columbia ist die Liberalisierung viel weiter gediehen als im Rest des Landes.
Australien
Bestimmte Psychedelika können auf Verschreibung von zugelassenen Psychiatern in Verbindung mit einer Therapie medizinisch eingesetzt werden. Dazu gehören MDMA für Personen, die an einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) leiden, und Psilocybin (in natürlicher Form in „Zauberpilzen“ enthalten) für Personen, die an einer behandlungsresistenten Depression leiden. Bei Suchterkrankungen können Psychiater Ibogain verschreiben, eine psychoaktive Substanz, die in einem westafrikanischen Strauch vorkommt.“
Geschichte der Verwendung psychedelischer Pflanzen in Europa
Mehrere klassische ethnobotanische Studien untersuchen die Verwendung von Pilzen, Kakteen und Pflanzen in Mittel- und Südamerika und haben wesentlich zum Verständnis schamanischer Rituale und der Techniken beigetragen, die verwendet werden, um den „Gott“ oder die „Seele“ zu manifestieren. Während die Verwendung von Entheogenen in Nord-, Mittel- und Südamerika umfassend dokumentiert und erforscht ist, ist über den europäischen Kontinent weniger bekannt.
Wir wissen, dass die alten Griech*innen Cannabis und psychedelische Pilze verwendeten, aber über die in den antiken griechischen Ritualen verwendeten Substanzen sind kaum Einzelheiten bekannt. Wasson et al. (1978), die über die „Eleusinischen Mysterien“ berichteten, schlugen vor, dass nicht eine einzelne Zutat, sondern eine Mischung psychoaktiver Verbindungen der Schlüssel zu dem berauschenden Gebräu war, dessen Zusammensetzung wir nicht genau kennen (wahrscheinlich war es eine Mischung aus Cannabis, P. Somniferum-Harz oder „Opium“ und einer Art Enzymhemmer wie Harmalin, das aus Peganum Harmala gewonnen wurde).
Von dem griechischen Philosophen Platon ist bekannt, dass er an den Eleusinischen Mysterien teilgenommen hat. Er erwähnt sie in seinem berühmten Dialog über die Unsterblichkeit der Seele, gegenüber Phaedon. Und ähnliches taten auch viele andere Denker*nnen und Philosoph*innen der antiken Welt.
Lesen Sie mehr über die Geschichte des psychedelischen Konsums

Organisationen, Gemeinschaften, Initiativen
Hier finden Sie eine nicht erschöpfende Liste von Organisationen, Unternehmen und Gemeinschaften auf der ganzen Welt, die Wissen aufbauen und die Öffentlichkeit über psychedelische Substanzen aufklären. Sehen Sie sich auch unsere Partner an!
Universitäten & Institute, die Psychedelika erforschen
EISER
Heffter Research Institute
Johns Hopkins Center for Psychedelic & Consciousness Research
Usona Institute
Imperial College London, Center for Psychedelic Research
Yale Psychedelic Science Group
UC Berkeley Center for the Science of Psychedelics
NYU Langone Center for Psychedelic Medicine
Columbia University Department of Psychiatry
Organisationen, die sich für Substanzen einsetzen und darüber aufklären
Erowid
Open Foundation
Mind Foundation
Australian Psychedelic Society
Drug Science
Blossom Database on Psychedelic Research
Psychedelic Access and Research European Alliance (PAREA)
Gemeinschaften & Psychonaut-Initiativen
Heroic Hearts
Psychonaut Wiki
Bluelight Community
Shroomery
Double Blind Magazine